Alt Tucheband
Die Gemeinde Alt Tucheband entstand durch den freiwilligen Zusammenschluss der Gemeinden Alt Tucheband, Hathenow und Rathstock am 01.01.2002 neu.
Der Landschleicher des RBB-Fersehens besuchte
Der Ortsteil Rathstock beging im Jahre 2004 das 650. Jubiläum, die Ortsteile Hackenow und Hathenow im Jahre 2005 das 600. Ortsjubiläum und der Ortsteil Alt Tucheband im Jahre 2011 das 675. Jubiläum der Ersterwähnung. Der Heimatverein "Die Tuchebander", der Heimatverein "Oberes Oderbruch" Rathstock, das Klangzimmer Alt Tucheband und die Heimatstube Rathstock verbinden Historie und Gegenwart der Oderbruchgemeinde.
Geschichte von Alt Tucheband:
Im Jahre 1336 wurde Alt Tucheband das erste Mal urkundlich erwähnt. Nach der Urkunde vom 09.05.1336 trat der Magistrat der Stadt Frankfurt (Oder) das Eigentum an den Markgrafen Ludwig von Bayern tauschweise gegen das Eigentum Reitwein ab. Von alters her besitzt der Ort eine Kirche, einen Rittersitz und einen Lehnschulzen. 1355 waren die Vettern Henning und Otto von Haken Besitzer des Dorfes. 1401 erhielt der Bischof von Lebus die Nutzungsrechte am Dorf. 1456 kaufte die Familie von Schapelow Land und hatte bis 1541 das gesamte Ackerland inkl. einer Windmühle in ihrem Besitz. Im Jahr 1400 wird von einer wüsten Dorfstätte Hackenow gesprochen, die sich 1405 im Besitz der Familie Schapelow befand. Um 1450 wird der Johanniter Orden Eigentümer. Hackenow gehörte zur Komturei Lietzen und wurde als Vorwerk neu angelegt. 1601 fand in Tucheband ein Hexenprozess statt, bei dem Gertrud Paul wegen Zauberei und anderen Übeltaten verbrannt wurde. Von 1618 bis 1648 tobte der Dreißigjährige Krieg, der dem Ort erheblichen Schaden brachte. 1634 bis 1636 starben hier und in der Umgebung etwa 12.000 Menschen an der Pest. 1663 kaufte Max von Schlieben, Commentater zu Lietzen das Gut Tucheband. Nach Vermählung seiner Tochtet mit dem Grafen von Kamenke kamen die von Schliebischen Güter an die gräflich von Kamenkesche Familie. Mit dem Bau der kürzesten West-Ost-Verbindung im Jahre 1787 verlief die Heer- und Handelsstraße durch Alt Tucheband. 1797 ging das Gut durch Kauf an den Erb- und Gerichtsherrn auf Ehrenberg, Herrn von Bornstaed über. Im Sommer 1800 brannte fast der ganze Ort, auch die Kirche, ab. Während der Napoleonischen Kriege, 1806 bis 1813 , hatte der Ort viele Einquartierungen von durchziehenden Truppen. Bei jedem Mal wurde das Dorf geplündert. Der Pfarrer C.G. Fleischfresser berichtete, dass 7.000 Mann und 65 Kanonen, die bei einem Male durch Tucheband nach Cüstrin zogen, sämtliches Kircheninventar mitnahmen und alle Leitern stahlen, um die Küstriner Festung zu stürmen.1814 erstand der Kommissionsrat Gilbert das Gut Tucheband. Hofdienste wurden durch Dienstgelde angelöst. Er gab 1696 Morgen von den Volksländereien in Erbpacht aus. Damit entstand 1815 die neue Kolonie, Etablissement Tucheband, später Neu Tucheband genannt. 1820 kaufte der damalige Syndikus, spätere Bürgermeister von Berlin, Ludwig Wilhelm Rehfeld das Rittergut Tucheband zu, in dessen Familienbesitz es sich bis 1896 befand. 1864 entstanden eine Brennerei, eine Sirup- und Stärkefabrik, eine Ziegelei und eine Zuckerfabrik. Die günstigen wirtschaftlichen Verhältnisse des Dorfes gestatten 1862 den Neubau einer Kirche, einen neugotischen Backsteinbau. 1896 übernahm der "Alte Amtsrat" Schmelzer das Gut Tucheband. Die Schmelzers waren die letzten in der langen Reihe der Rittergutsbesitzer. Sie hatten einen Besitz von 400 ha Land in Tucheband. Dem gegenüber bewirtschafteten 19 Bauernfamilien 448 ha Land. 1911 erfolgt der Bau der Oderbruchbahn. 1928 wird der Gutsbesitz Hackenow mit Alt Tucheband vereinigt. 1929 wird der Ort als Ortsteil von Alt Tucheband genehmigt. Der I. Weltkrieg kostete 38 Männern aus Tucheband das Leben. Zum Ende des II. Weltkrieges wurde der Ort am 05.02.1945 evakuiert und bei den Angriffen auf die Seelower Höhen zu 95 % zerstört. Durch die Verordnung über die Bodenreform vom 06.09.1945 wurden 652 ha Land und 6 ha Wald an Landarbeiter, Landarme, Kleinpächter und Umsiedler aufgeteilt. 400 Umsiedler hausten in Kellern und Erdlöchern. Die Bestellung ohne Zugtiere war äußerst mühselig. 1946 wurde die VdgB gegründet und damit kam der erste Traktor, ein alter Bulldog. Am 22.03.1947 brach der Oderdamm. Die Menschen flüchteten vor den Fluten. Der Ort war vom Wasser umschlossen. Ca. 100 m vor dem Ortsschild blieb das Wasser stehen. Die Not wurde durch das Wasser noch größer. 1952 wird die LPG "Befreite Erde" gegründet. 1955 erfolgt der Bau des Wasserwerkes, das auch die umliegenden Dörfer mit Trinkwasser versorgt. 1965 wird der 24er Wohnblock gebaut. Großflächige Meliorationsarbeiten auf den Ackerflächen, die Begradigung von Gräben und der Bau von Wirtschaftwegen sind die Grundlage der künftigen Bewirtschaftung des fruchtbaren Landes. 1966 endet die Amtszeit des letzten Bürgermeisters in Neu Tucheband. 1970 wird der Kleinbahnbetrieb eingestellt. Die Schule in Alt Tucheband wird geschlossen. 1973 entsteht eine neue Verkaufseinrichtung und eine Gaststätte, 1977 die Sauna. 1991 tritt die Gemeinde der Verwaltungsgemeinschagft Golzow und 1992 dem Amt Golzow bei. 1996 wurden der Dorfplatz um die Kirchruine neu gestaltet und die Parkanlagen saniert. 1999 wurde das Haus am Park rekonstruiert und im Jahre 2000 das Landhaus an der alten Heer- und Handelsstraße eröffnet. Die Gemeinde Alt Tucheband besteht heute aus den Ortsteilen Alt Tucheband, Hackenow und Neu Tucheband.
Geschichte von Hathenow
Das kleine Straßenangerdorf "Hathenow" wurde 1405 erstmals urkundlich als "Hattenow"erwähnt und war nur mit 20 Hufen ausgestattet. Im Jahre 1481 gehörte das Dorf einem Herrn Hackmann in Frankfurt (Oder). Von 1496 bis 1598 hatte der Bischof von Lebus seine Hand drauf. Danach war der Kurfürst und später der König Herr über Land und Leute. Den Besitz des Landesherrn verwalteten Ämter. Hathenow gehörte von 1598 bis 1731 zum Amt Lebus, von 1731 bis 1815 zum Amt Golzow und von 1815 bis 1872 zum Amt Sachsendorf. Die Untertanen waren verpflichtet mit einem Pferdegespann oder mit der Hand entsprechende Hofdienste auf den Amtsvorwerken zu leisten. Die Hathenower mussten das ganze Jahr hindurch sechs Tage in der Woche antreten, was im 18. Jahrhundert zu häufigen Beschwerden und Protesten führte.
Lehnsherr war bis 1598 der Bischof von Lebus. Es mussten jährlich 80 Groschen Bischofszehnt gezahlt werden. Die kleine spätmittelalterliche Kirche, ein verputzter Backsteinbau mit Granitfindlingen untermischt, bestand aus einem rechteckigen Langhaus und einer an der Ostseite im 19. Jahrhundert errichteten Sakristei. Besonders bemerkenswert war das weithin sichtbare geschwungene Maßwerkmuster am Ostgiebel der Kirche. Der später aufgesetzte quadratische verputzte Fachwerksturm mit Pyramidendach zeigte in der Wetterfahne die Jahreszahl 1794. Die Innenausstattung war einfach. Reste spätgotischer Glasfenster aus dem 15./16. Jahrhundert mit den Wappen derer von Beerfelde befanden sich auf dem Kirchenboden. Im Turm hingen zwei Glocken, davon eine mit spätgotischen Minuskeln. Zwei barocke, messingversilberte Leuchten mit der Inschrift "HATHNO 1720" zierten den Altar. 1848 erhielt die Kirche eine neue Orgel und andere Ausstattungsgegenstände. Die Kirche wurde 1945 schwer beschädigt, die Ruine 1957/58 beseitigt, so dass der Ort seine dörfliche Ansicht verloren hat. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde den Dämmen an der Oder große Aufmerksamkeit gewidmet. Alle Anlieger waren zur Mitarbeit verpflichtet. Doch die Hathenower hatten daran wenig Interesse, obwohl ihre Äcker und Wiesen in den vom Hochwasser gefährdeten Flurstücken lagen. Sie zeigten sich "sehr lässig", ihre Dammanteile auszubessern oder gar zu erneuern, wie ein Bericht von 1593 tadelnd erwähnt.
Während des Dreißigjährigen Krieges hatte Hathenow, wie so viele andere Dörfer in unserem Gebiet, ungeheuer zu leiden. Erinnert sei an die vom schwedischen General Wrangel veranlasste Durchstechung des Oderdammes. Es dauerte 40 Jahre, bis das Land wieder einigermaßen urbar gemacht werden konnte.
Bei einer Bestandsaufnahme und Landvermessung im Jahre 1687 wurde festgestellt, dass einige Dörfer, so auch Hathenow, einen "Upstall" hatten. Darunter verstand man eine Unterstellmöglichkeit für das Vieh auf freiem Feld bei Nacht. Diese Bezeichnung lässt auf friesischen Einfluss bei der Besiedlung im 13. Jahrhundert schließen. Um 1734 gab es in Hathenow eine Schmiede und etwas später einen Dorfkrug. Um 1830 versorgten zwei Wirtshäuser, ein Bäcker und drei Schneider die rasant wachsende Einwohnerzahl. Von 1818 bis 1864 vermehrten sich die Dorfbewohner von 202 auf 525 Seelen, das entspricht einer Steigerung um 160 Prozent. Um 1860 gehörten zum Dorf eine Windmühle und eine Rossmühle (Pferdegöpel). In drei Ziegeleien wurden Steine hergestellt. Das Geschäft florierte offenbar nicht sonderlich, denn um 1900 gab es nur noch eine Ziegelei und wenig später war davon auch nichts mehr zu hören. Die Bockwindmühle stand noch bis zum Zweiten Weltkrieg östlich der Straße Frankfurt (Oder)- Manschnow. Um 1929 bewirtschaftete Hans Adolf Schmelzer ein Lehngut von 251 Hektar und Albrecht Schulz-Wulkow ein Gut von 84 Hektar. Fünf Bauern bearbeiteten insgesamt 163 Hektar Land. Nach dem Ersten Weltkrieg und der Inflation entwickelten sich Handwerk und Gewerbe. Um 1937 gab es in Hathenow eine Baumschule mit Gartenbau, eine Fleischerei, einen weiteren Gartenbaubetrieb, zwei Gasthöfe, eine Gemischtwarenhandlung, eine Mühle, eine Schlosserei, zwei Schuhmacher, einen Tischler und eine Wild- und Geflügelhandlung. (W. Michalsky)
Nach 1945 erfolgte die Besiedlung des Gebietes infolge der Bodenreform. 1956 wurde die LPG "Otto Nuschke" Hathenow gegründet. Diese ging in die LPG "Einigkeit und Frieden" Rathstock und später in die LPG "Edwin Hernle" Sachsendorf über. Heute bewirtschaftet die Landwirtschaft Golzow Betriebs-GmbH die Nutzflächen von Hathenow. Bereits zu DDR Zeiten war in den letzten Jahrzehnten die LPG Golzow alleiniger Agrarproduzent in Hathenow und den umliegenden Gemeinden.
Die Gemeinde Hathenow ist heute ein reiner Wohnort in der nach und nach neue Eigenheime durch Zuzüge aus Frankfurt (Oder) entstehen.
Geschichte von Rathstock
Der Ort Rathstock wurde als "Rotstok" im Jahre 1354 erstmals urkundlich erwähnt. Im Laufe seiner Geschichte änderte sich mehrmals die Schreibweise des Ortsnamen (1405 Rostok, 1460 Rathstock, 1624 Rottstock). Laut Brandenburgischem Namensbuch lässt sich der Ortsname Rathstock in zwei Varanten deuten: Entweder als Fußgabelung, als Stelle, wo sich zwei Gewässer trennen und nach verschiedenen Richtungen fließen. Oder als Überschwemmung, als breites Bett eines Flusses.
Rathstock ist ein Straßenangerdorf (Dorfstraße mit Dorfaue) mit ursprünglich zwei Gutshöfen, die eng mit der Entwicklung des Dorfes verbunden sind. Im Jahre 1608 werden zwei Rittersitze der Familie von Burgsdorff benannt. Das Wappenbild der Gemeinde orientiert sich am Wappen der Familie Burgsdorff, die nachweislich von 1450 bis 1808 Gutsherren in Rathstock waren. Ihr Familienwappen waren zwei rote Pfähle auf silbernen Grund, die von einem blauen Balken überdeckt wurden. Der blaue Schildfuß des neuen Rathstocker Wappens weist auf die Lage im Oderbruch und zugleich auf den Ortsnamen hin.
1864 existieren im königlichen Anteil Rathstocks ein Chausseegeldeinnehmerhaus, eine Ziegelei, eine Zuckerfabrik und eine Windmühle.
Um 1880 bestand das Dorf aus dem Gemeindebesitz mit königlichem und adligem Anteil sowie den beiden Rittergütern "Adlig Rathstock" und "Königlich Rathstock".
1928 wurde der Gutsbezirk "Adlig Rathstock" mit der Gemeinde Herzershof und der Gutsbezirk "Königlich Rathstock" mit der Gemeinde Rathstock vereinigt.
Um 1900 bestand Rathstock aus 55 Häusern und einer Getreidemühle, 1931 waren es 65 Wohnhäuser mit 132 Haushaltungen.
1931 ist Rathstock Landgemeinde mit den Wohnplätzen Neu Rathstock, Rathstock Chausseehaus und Rathstock Vorwerk.
Den südlichen Gutshof kaufte 1865 der Landwirt Amtsrat Adolf Schmelzer, der seine Güter mit großer Umsicht führte und als "König des Oderbruches" in die Geschichte einging. Seine besonderen Verdienste lagen im Anbau und der Vermarktung von Zuckerrüben. Nach dem 1. Weltkrieg ging der Schmelzersche Besitz in Rathstock durch Heirat an den Baron von der Golz, der das Gut bis zum 2. Weltkrieg bewirtschaftete und im Herrenhaus wohnte.
Das nördliche Gut erwarb 1908 der Kolonialpolitiker und Afrikaforscher Dr. Georg Hartmann . Er wohnte hier bis 1939.
Vom nördlichen Gutsbereich ist heute nur noch der Gutspark erhalten.
Der südliche Gutsbereich, der aus landwirtschaftlicher Sicht der bedeutungsvollere war, ist in seiner ursprünglichen Form auch im heutigen Siedlungsbild noch nachvollziehbar. Das Gutshaus wurde wieder aufgebaut und befindet sich zur Zeit in der Rekonstruktion. Es beherbergt heute eine Gastwirtschaft und die Gemeinderäume. Erhalten geblieben sind auch ein Speichergebäude, die Schlosserei, der Eiskeller und die Pferdeschwemme. Im Bereich des Gutshofes entstanden ein Neubauernhaus und die Schule, das heutige Gemeindezentrum, im Parkbereich. Das ehemalige Gutsherrenhaus ist auch heute noch ein dominierendes Gebäude und bildet den baulichen Abschluss des zentral gelegenen Gutshofes, der heute als neu gestalteter Dorfplatz das Ortsbild prägt.
Ein sehr typisches Merkmal für Rathstock sind die ehemals den Gütern gehörenden Wohnbauten in der Lindenstraße (Gänsekietz" und "Goldenes Viertel") und in der Sachsendorfer Straße ("Schnitter- und Polenkaserne"). Im Zuge der Bodenreform entstanden Anfang der ´50er Jahre sogenannte Neubauernhäuser, die die ursprüngliche Struktur des Ortes veränderten.
Die 1770/71 in schlichten Spätbarockformen erbaute Kirche wurde ebenfalls 1945 zerstört. Im Frühjahr 1997 wurden unter Einbeziehung der Dorferneuerungsplanung die noch verbliebenen Reste der Kirche freigelegt und durch gestalterische Elemente der ehemalige Kirchsaal aufgewertet. Ein herrlicher Platz zum Verweilen entstand.